Airfix 1:72
Bristol 192 "Belvedere"
Einsatzgeschwader No.66


von Bernhard Pethe


Kurze Geschichte
1947 begann man bereits bei Bristol Aeroplane Company mit Untersuchungen zu einem mittleren Transporthubschrauber mit einer Tandemanordnung der Hauptrotoren. Wichtige Bauteile wurden von der einmotorigen Bristol "Sycamore" übernommen. Dabei fällt in erster Linie das Cockpit und die Tragschraubennabe in den Blick. Der erste Prototyp, die Bristol 173 Mk.1 flog erstmals am 3 Januar 1952 und der zweite am 31. August 1953. Beide Prototypen waren noch mit den Kolbenmotoren Alvis Leonides ausgerüstet. Mit den neuen Gasturbinentriebwerken Napier Gazelle flog die nunmehr als Bristol 192 bezeichnete Maschine 1958. Die beiden Maschinen XG447 und XG448 hatten als einzige noch die Vertikalflossen am Heck, wurden dann aber später auf den neuen Flügel umgerüstet. Was auch noch auffällig ist, die Frachtraumtür auf der rechten Rumpfseite. Dieses, nach oben klappbare Tor, hatte auf der Innenseite noch eine festinstallierte Bordwinde. Dies scheint sich aber nicht bewährt zu haben, da man später wieder auf ein Schiebetor und eine separat montierte Winde zurück gegriffen hat.

Für die Einführung des Hubschraubers bei den britischen Streitkräften war die Belvedere Trials Unit in Odiham zuständig. Im September 1961 wurde das Einsatzgeschwader No.66 gebildet, wo alle Hubschrauber zum Einsatz gekommen sind. Die Belvedere war an Operationen in Afrika und fernen Osten beteiligt. Als Transporter konnte sie 3 Tonnen Fracht befördern oder 12 vollausgerüstete Fallschirmjäger auf nehmen. Es wurden nur 26 Hubschrauber gebaut.


Baubericht
Der Wettbewerb von MB war eine willkommene Gelegenheit mal ein Modell zu bauen, das ich schon immer einmal bauen wollte und das mit seinen 50 Jahren fast so viele Jahre auf dem Buckel hat, wie ich selber. In dieser Zeit vor 50 Jahren bin ich selber das erste mal mit dem Modellbau konfrontiert worden. Damals kamen die Modelle noch aus der Kunststoffverarbeitung Zschopau und eine Firma mit dem Namen Airfix war nur Schall und Rauch. Technologisch und detailmäßig war man damals gar nicht so weit auseinander, silberfarbige Kunststoffteile mit schönen "Kesselnieten" bestimmten die Modelloberfläche. Interessant ist ja, das es zu diesem Modell, über all die Jahre, noch keine Alternative in Form eines neuen Kits gibt. Also dachte ich mir, rann ans Werk.
Nach der Sichtung der Bauteile war schnell klar, das im Rahmen meiner eigenen Ansprüche und der vorliegenden Regeln zum Wettbewerb, einige Dinge verändert werden mussten. Dazu muss gesagt werden, das Modell musste aus dem Kasten gebaut werden und durfte nur mit Teilen, die der Bausatz und die Verpackung hergeben, verfeinert werden. Änderungen an Gravuren waren zulässig. Da ich die Frachtraumtür offen lassen wollte, musste für den Frachtraum ein Fußoden und ein Rumpfspant aus dem Kartonverbackung des Bausatzes geschnitten werden. Dieser wurde mit Sekundenklebstoff eingeklebt. Dazu kamen noch ein paar Sitze auch aus dem gleichen Material. Vor dem Verkleben der beiden Rumpfhälften musste ich neue Abgasrohre aus den Gießastrückständen anfertigen, innen aufgebohrt und von innen in den Rumpf eingeklebt. Weiterhin wurden die Fenster eingesetzt und der Frachtinnenraum farblich gestaltet.


Zwischenzeitlich musste an den beiden Tragschrauben weitergearbeitet werden. Beide Tragschraubennaben wurden von allen angegossenen Anbauten befreit und von Grund neu aufgebaut. Dabei kamen wieder regelkonform gezogene Gießastteile zur Anwendung. Im Bausatz drehen beide Tragschrauben in die gleiche Richtung. Das ist aber am Original so nicht zu finden. Die hintere musste eine rechts und die vordere, eine links drehende Nabe und Tragschraube bekommen. Dazu wurden die hinteren Tagschraubenblätter verkehrt herum angeklebt. Vorher wurden die erhabenen Nieten an den Blättern abgeschliffen, die Blätter neu graviert und neu gebogen. Was teilweise mit den Blättern passierte, musste letztlich auch der Rumpf über sich ergehen lassen. Dieser wurde von allen (Kessel) Nieten befreit und neu graviert. Dabei leistete ein Rändelrädchen sehr gute Dienste. Am hinteren Rumpfturm wurde die Endkante eingeschnitten und leicht nach rechts verbogen, eingeklebt und verspachtelt.
Für das Cockpit wurden zwei neue Steuerknüppel, Gassteigungshebel und zwei Gerätebretter angefertigt. Dabei kam wieder Material aus den Gießästen zum Einsatz. Das Gurtzeug für die Pilotensitze wurde aus dem Papier des Beilageblatts geschnitten.


Ein Hauptproblem am ganzen Bausatz, waren die viel zu schmalen Räder, die man problemlos in ein Briefmarkenalbum hätte einsortieren können. Plastikmaterial in dieser Größe war im Bausatz nicht vorhanden. Nun war guter Rat teuer. Es blieb nur die Variante der Kartonmodellbauer, um mit den Wettbewerbsregeln nicht zu kollidieren. Die vier Räder konnten nur aus dem Bausatzkarton entstehen. Mit einem 7mm Locheisen wurden je Rad drei Scheiben ausgestanzt und mit Sekundenklebstoff verklebt. Dabei wurde die Pappe richtig mit Klebstoff getränkt, um die nötige Härte zum drechseln und Nachbearbeiten zu bekommen. Eingespannt in eine Proxon und der Benutzung verschiedener Sandpapierfeilen, bekamen die Räder die richtige Rundungen.
Die Bemalung erfolgte mittels Airbrush sowie mit Humbrol und Xtracolor Farben. Die Decals sind aus dem Kit und ließen sich sehr gut verarbeiten. Von einer zusätzlichen Alterung der Hubschrauberzelle habe ich bei einem Prototyp bewusst Abstand genommen. Alle restlichen Teile, wie Antennen, die rote Blitzleuchte und die Scheibenwischer sind aus gezogenen Giesastfäden unterschiedlicher Stärke.
Der Bau hat trotz der restriktiven Einschränkungen durch die Wettbewerbsregel durchaus Spaß gemacht, obwohl ohne diese Regel noch etwas mehr aus diesem Modell rauszuholen ist. Aber, und das hat es allemal gezeigt, das man diese alten Kits noch lange nicht zum alten Eisen, pardon, zum alten Plastik zählen kann und immer noch ansehnliche Modelle daraus werden können. Mein Dank an die Modellfreunde des Modell Board, die sich dieses schöne Thema ausgedacht, aufwendig organisiert und durchgeführt haben.

Die 6 wichtigsten Änderungen:

  • Einbau Frachtraumboden aus Bausatzkarton und Neuanfertigung der Abgasrohre
  • Detaillierung Cockpit
  • Umbau der Tragschrauben und des kompletten TS- Mechanismus
  • Neuanfertigung der Räder aus Bausatzkarton
  • Antennen aus Gussastteilen
  • Am hinteren Rumpfturm wurde die Endkante eingeschnitten und leicht nach rechts verbogen

  • Das Modell belegte den 3. Platz.

    Bernhard Flugi Pethe

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