Hubert Zemke
Commander 56th Fighter Group
1944-1945 England

Sören Bartusch

06-2008

Hubert Zemke wurde am 14. März 1914 als Sohn deutscher Emigranten in Missoula, Montana geboren Im Jahre 1936 schlug ihm ein Freund vor, sich für das Pilotentraining beim US Army Air Corps zu bewerben. Er wurde als Fliegerkadett angenommen und absolvierte seine Pilotenausbildung in Randolph Field, in Kelly Field und in Langley Field. 1940 wurde Zemke nach England entsand, wo er als Kampfbeobachter bei der Royal Air Force diente. Dort studiertte er die Taktik sowohl der RAF als auch der Luftwaffe. Diese Beobachtungen halfen ihm später als die USA in den Krieg eintrat. 1941 wurde er als Instruktor in die UdSSR geschickt, um dort Piloten auf Lend-Lease P-40 zu schulen.

56th Fighter Group
Im Februar 1942, nachdem die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, forderte Zemke eine USAAF Einheit zu formen und trat seinen Weg zurück in die USA über den Iran und Ägypten an. Nach verschiedenen kurzzeitigen Aufgaben, inklusive Tests der neuen P-47 Thunderbolt, wurde Zemke, der inzwischen zum Major befördert worden war, am 16. September 1942 zum Gruppenkommandeur der 56. Fighter Group, der ersten Fighter Group, die die P-47 flogen. Die Einheit bereitete sich darauf vor, nach England zu verlegen. Nicht gerade von der Manovrierbarkeit der Thunderbolt beeindruckt, entwickelte Zemke Taktiken für den Einsatz, die die enorme Sturzflugfähigkeit der P-47 nutzen sollten, um die P-47 dennoch zu einer erfolgreichen Kampfmaschine auf dem europäischen Kriegsschauplatz zu machen. Im Januar 1943 wurde die 56th Fighter Group nach England entsand, um an der Bombenoffensive gegen Deutschland im Rahmen der Eighth Air Force teilzunehmen.Dort angekommen begann die 56th Fighter Group mit Geleitschutzeinsätzen für die Bomber. Zemke setzte viel daran, die Flugdisziplin und das Zusammenspiel unter den Piloten zu verbessern. Trotz verschiedener Probleme mit der P-47, welche in erster Linie mangelnde Steigrate, sehr geringe Wenderate und Probleme mit dem Funk waren, gelang es Zemke die Stärken der P-47 herauszukitzeln. Dazu zählten ihre exellenten Sturzflugeigenschaften und ihre hohe Rollrate. Ihm gelang es, die Thunderbolt in eine respekteinflößende Waffe zu verwandeln. Der Einsatzwillen der 56er und ihre Taktik "Stürzen, Schießen, Abhauen" machten diese Fighter Group zur führenden beim VIII Fighter Command. Am 8. Mai 1943 wurde Hubert Zemke zum Colonel befördert. Am 13. Juni 1943, als er die 56th Fighter Group führte, kam es zum Luftkampf zwischen FW190 des JG 54. Zemke gelang der Abschuß von zwei Feindflugzeugen. Am 4. Oktober 1943 erzielte er seinen fünften abschuß, welcher ihm zum Ass machte. Während des gesamten Monats erzielte "Zemke´s Wolfpack", wie sich die 56th Fighter Group selbst nannte, 39 Abschüsse für nur einen eigenen Verlust. 34 dieser abschüsse kamen in der Zeit zwischen dem 4. und dem 14. Oktober zustande, während intensiver Bomberbegleitschutz geflogen wurde. Sein Erfolg setzte aus als er nach Washington D.C. beordert wurde. Er wurde Teil eines Teams um Brig. General Curtiss E. LeMay, welches hohen Pentagonleuten und Congressabgeordneten Rede und antwort stehen sollte. Zemke wollte das Kommando der 56th Fighter Group nach dieser Aufgabe weiterführen. Das war in Januar 1944. Zemke suchte seinen Nachfolger höchstpersönlich aus. Es wurde der ältere Stabsoffizier Col. Robert Landry, um zu verhindern, daß das Kommando ständig an den stellvertretenden kommandeur Lt.Col. David C. Schilling überging. Grund dafür soll Schilling jugendliche Impulsivität gewesen sein. Ironischerweise überließ Landry die operative Leitung Schilling. Nach seiner Rückkehr zur 56th etwickelte Zemke Taktiken, die vom engen Begleitschutz weggingen. Vielmehr sollten die gegnerischen Jagdflugzeuge attackiert werden noch ehe sie die Bomber erreichen konnten. Diese Taktik wurde als "Zemke´s Fan" bekannt. Diese Taktik sah vor, daß sich die Jäger an einem markanten Punkt in ihrem Begleitschutzsektor treffen sollten und von dort aus in einem Winkel von 180 Grad ausfächern sollten. Diese Taktik probierte er erstmals am 12. Mai 1944 auf einer Begleitschutzmission aus. Die Aufsplitterung der einzelnen Jäger hatte jedoch zur Folge, daß die einzelnen P-47 isoliert waren. So trafen sie auf Günther Ralls JG 300. Im verlaufe des Luftkampfes wurde einer von Zemkes Flügelmännern abgeschossen. Die US Jäger verloren insgesamt zwei P-47 und zwei P-51. Im Gegenzug wurden vier Bf 109 in diesem einzelnen Luftkampf abgeschossen. Aufzeichnungen des JG 300 nennen den Verlust von 11 Bf 109 an diesem Tag. Die Deutschen hatten fünf verwundete und zwei getötete Piloten zu beklagen. Rall selbst wurde verwundet und mußte aussteigen. Die Eighth Air Force übernahm diese Taktik etwas modifiziert für alle ihre Fighter Groups Anfang 1945. Unter Zemke´s Kommando erzielte die 56th Fighter Group über 500 Abschüsse von den 665 1/2 deutschen Flugzeugen, die auf das konto dieser Fighter Group während des Zweiten Weltkriegs kamen. Er selbst hatte 15 1/4 bestätigte Luftsiege. Während seines Kommandos über die 56th wurde ihm dreimal das Destinguished Flying Cross verliehen.

479th Fighter Group
Am 12.August 1944 wurde Zemke zur 479Th Fighter Group versetzt. Der kommandierende General des VIII Fighter Command bat Zemke, seinen stellvertretenden Kommandeur Lt.Col David C. Schilling für das Kommando der 479th Fighter Group zur Verfügung zu stellen nachdem der bisherige Kommandeur der 479. Lt.Col. Kyle Riddle am 10.August bei einer Bodenangriffsmission abgeschossen wurde. Die 479th Fighter Group, eine P-38 Gruppe, begann ihre Einsätze in Verbindung mit der D-Day Invasion. Die Fighter Group begann auf P-51 umzustellen. Diese Fighter Group hatte 30 Verluste in ihren ersten 75 Einsatztagen. Eine Ironie betraf Schilling. Zemke nominierte sich selbst für die Versetzung, um die P-51 im Einsatz fliegen zu können. Dies kam Schilling entgegen, welcher eisern gegen die Versetzung opponierte und welcher eine zweite Einsatztour fliegen wollte, um bei der 56th fighter Group bleiben zu können. Er wurde ihr Gruppenkommandeur. Kurz nach ihrer Umstellung auf P-51 machte Zemke seinen ersten Abschuß eines deutschen Düsenjägers. Zemke erzielte drei weitere Abschüsse während er die 479. führte und wurde eingeplant, um Stabschef der 66th Fighter Wing zu werden. Unglücklicherweise, als Zemke bei einer Mission am 30.Oktober 1944 durch unvorhergesehene Turbulenzen flog, brach die Fläche von Zemkes P-51. Er war gezwungen, mit dem Fallschirm über feindlichem Territorium auszusteigen und wurde gefangengenommen. Zemkes Einsatz endete nach 154 missionen und 17 3/4 bestätigten Luftabschüssen.

Kriegsgefangenschaft
Nach mehrtägiger Flucht wurde Zemke gefangengenommen und wurde zu mehreren Verhören gebracht. Dann kam er am 16.Dezember 1944 ins Stalag Luft I in Barth. Zemke wurde inoffiziell Kommandeur über die 7000 alliierten Kriegsgefangenen der "Provisional Wing X". Viele waren bereits Kriegsgefangene seit einigen Jahren, wo die Bedingungen bedauernswert waren: mangelhaftes Essen, unangemessene Kleidung und medizinische Betreuung, ein Fehlen militärischer Disziplin bei einigen Kriegsgefangenen und gleichgültige oder feindseelige Deutsche. Zemke etablierte seine Führung der Gefangenen, welche bei Kriegsende die Zahl 9000 erreichten. Allmählich entwickelte er die Arbeitsbedingungen mit der deutschen Lagerleitung und erreichte einige Verbesserungen der Lenensbedingungen. Gegen Kriegsende bemerkte Zemke, daß die Deutschen die Kriegsgefangenen eher zu töten versuchen als das sie ihnen erlauben würden, zur vorrückenden russischen Armee zu gelangen. Zemke stellte einige Commandos auf und besorgte ihnen Waffen, meist selbstgefetigte Granaten, um solchen Versuchen zu widerstehen. Als es offensichtlich wurde, daß der Krieg für die Deutschen verloren war, wurden die Deutschen kooperativer, besonders als die Sowjetarmee vom Osten näherrückte. Als die Gefangenen von Stalag Luft I das Lager verlassen sollten, verweigerte Zemke diese Order. Zemke und sein Stab handelten ein Arrangement für die Deutschen aus, um schnell bei Nacht zu entkommen. Sie sollten nur leichte Waffen mitnehmen dürfen und das Lager in die Verwaltung durch alliierte Kriegsgefangene übergeben. Um Konflikte zwischen den Gefangenen und dem zum teil brualen Bewachern zu vermeiden, hielt Zemkes Stab diese Übereinkunft bis zum Morgen des Verlassens der Deutschen geheim. Dann suchte Zemke freundliche Beziehungen mit den ankommenden Sowjets durch Nutzen seines fließenden Deutsch und einigem Russisch, welches er sich während seiner Zeit mit der Sowjetluftwaffe aneignete. Letztendlich arrangierte Zemke den Rückflug der Kriegsgefangenen auf von Amerikanern gehaltenes Gebiet durch Us B-17 Bomber kurz nach dem 8.Mai 1945.

Nachkriegs Air Force Karriere
Nach dem Krieg war er Chef der taktischen Division an der Air Tactical School Tyndall Air force Base Florida. Während der Berliner Luftbrücke kommandierte Zemke die 36th Fighter Group in Fürstenfeldbruck, Deutschland. Weiterhin diente er als Stabschef der 2nd Air Divsion in Landsberg. Er besuchte 1953 das Air War Collage und nach seinem Abschluß kam er zum Pentagon. Als nächstes kommandierte er die 31st Fighter Wing auf der Turner Air Force Base Georgia, gefolgt vom Kommando über die 4980th Strategic Reconnaissance Wing auf der Laughlin AFB Texas. Diese Einheit war mit der geheimen Lockheed U-2 ausgerüstet. Drei Jahre später wurde er Chef der Air Section des U.S Military Assistance Advisory Group in Madrid Spanien. Zemke kommandierte dann den Reno Air Defense Sector auf der Stead AFB Nevada. Colonel Zemke quittierte seinen Dienst nach 30 Jahren Militärdienst im Jahre 1966. Nach seiner Pensionierung schlug er eine zweite Karriere im Ackerbau ein. Colonel Hubert Zemke starb am 30. August 1994 in Oroville Kalifornien. 2002 wurde er posthum in die National Aviation Hall Of Fame aufgenommen.

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