Wir bauen eine Avia B.534
Gemeinschaftsprojekt
Vier Modelle in einem Karton. Die baust Du doch nie Bernhard, hörte ich meine Modellbaukollegen lästern. Stimmt. Bei einer großen Modellbauausstellung kratzten meine Clubkollegen schon ungeduldig mit ihren Fingern auf der Tischplatte. Gut, kein Problem, wir teilen und Pflicht ist, jeder baut eine andere Variante oder eine andere Bemalung. Gesagt, getan, der Bausatz wurde in wenigen Minuten zerfleddert. Alle zogen mit ihrer „Beute“ nach Hause und fingen an, fleißig zu basteln. Daraus entstand ein FFMC-Gemeinschaftsprojekt, bei dem ein reger Erfahrungs- und Baufortschrittsaustausch zustande kam.
Doch zunächst ein paar Worte zum ..
Original
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Ausgangspunkt dieser Entwicklungslinie war die B-34, die 1934 gute Erfolge zeigte. Drei weitere Modifikationen, B.234, B.334 und B.434,
unterschieden sich nur in der Auswahl unterschiedlicher Triebwerke. Das erste Serienmodell Avia B.534 Serie I war ähnlich dem Entwurf
des zweite Prototyps. Aber anstatt eines Metallpropellers wurde ein Holzpropeller verbaut und wie beim ersten Prototyp war das Cockpit
offen. 100 Flugzeuge B.534 der 1. Serie wurden produziert.
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Während des Einsatzes ab 1935 im 4. Fliegerregiment hatte sich gezeigt, dass der obere Flügelkasten nicht stark genug war und zu
Verformungen führte. Diese Schwachstelle wurde sofort in der Produktion korrigiert. Diese Änderungen führten zur der Avia B.534
Serie II, von der 47 Exemplare gebaut wurden. Bei dieser 2. Serie waren alle vier Maschinengewehre an den Rumpfseiten eingebaut
und man hatte die Seitenverkleidung vergrößert. Unter dem Flügel wurden Halterungen für leichte Bomben installiert. Mit zwei
Serienmaschinen gab es im Frühjahr 1938 Versuche durch ein geschlossenes Cockpit die Aerodynamik des Flugzeugs zu verbessern.
Bei der Serie III der B.534 gab es einige Triebwerksänderungen und den Lufteinlass für den Vergaser hatte man nach vorne unter die Nase
verschoben. Die 3. Serie wurde nur von März bis April 1937 gebaut. Erst die B.534 Serie IV war die perfekte Variante dieses Flugzeuges.
Das Flugzeug gehörte mit seiner hohen Geschwindigkeit und guten Manövrierfähigkeit zu den besten Doppeldecker-Jagdflugzeugen ihrer Zeit.
Vier Maschinengewehre vom Kaliber 7,92 mm bedeuteten eine starke Feuerkraft damals.
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Bis zum Ende der Produktion im Jahr 1938 wurden 445 Maschinen gebaut. Die B.534 wurde von der tschechischen Armee-Luftwaffe als Standardjäger verwendet.
Die Avia flog auch bei den Fliegerkräften der Slowakei, Ungarn, Bulgarien, Griechenland und bei der deutschen Luftwaffe. Hier vor allem in den Fliegerschulen,
beim F-Schlepp von Lastenseglern, bei Versorgungsflügen für eingeschlossene Truppenteile und bei der Erprobung von Trägerdecklandungen.
Die kriegsbedingt rasante Entwicklung der Luftfahrt Anfang der 40er Jahre ließ das der B.534 zugrunde liegende Konzept recht schnell veralten. So spielte sie mit dem Ende des
Krieges keine Rolle mehr wurde quasi nicht mehr aktiv genutzt. Wohlgleich darf das Muster als ein Meilenstein der tschechischen Luftfahrtindustrie angesehen werden.
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Eduards "Royal Class Box" No.10 Avia B.534
Eduard hat sich mit der B.534 also ein für den heimischen Markt wichtiges und populäres Modell vorgenommen.
Die Optik des Kartons lässt schon erkennen, hier hat man bei Eduard etwas Besonderes für den Modellbauer verpackt, hier bewegt man
sich im Plastikadel des Modellbaus. Man ist versucht, den Bausatz mit weißen Handschuhen auszupacken. Eine Royal Class Edition der
Avia B.534 im Maßstab 1:72, aus neuer Form, gleich vier Bausatzvarianten, in dieser Aufmachung. Aber das würde den Preis nicht
rechtfertigen. Dazu kommt eine 12-seitige, farbige Bauanleitung, eine 32-seitige, farbige Bemalungsanleitung für 31 Varianten (!),
eine 63-seitige Broschüre mit Vorbildmaterial, drei Decalbögen, fünf Ätzteilplatinen und ein Maskierbogen. So, das muss man erst einmal
sacken lassen, sich einen Tee aufbrühen und in Ruhe die Dinge betrachten.
Also, zum Eingepackten. Da sind acht graublaue Spritzrahmen und zwei transparente, runde Spritzlinge für die Kabinenhauben. Die vier
Spritzrahmen mit den Teilen für Fahrwerk, Propeller, Cockpit und Bewaffnung sind völlig identisch. Hier findet man je 43 Teile, die
aber je Variante nicht alle benötigt werden. Die anderen vier Spritzrahmen sind zweigeteilt. Ein Teil Tragflächen, Leitwerk und Ruder,
auf allen identisch. Der andere Teil, vier verschiedene Rumpfformen der B.534. Da kann man schauen, wie man will, alles sauber und
perfekt gespritzt. Glatte Oberflächen, feine Strukturen, saubere Details. Die Oberflächendetails sind, wie von Eduard nicht anders
zu erwarten, einfach exquisit. Die Paneellinien sind sehr fein und die Darstellung der Bespannung am Rumpf ist einfach nur schön.
Die Maschinengewehre und Abgasstutzen sind ein Teil der Rumpfhälften und gleich angeformt. Sieht gut aus, ist aber nicht Jedermanns
Sache. Auch nicht, dass die Räder mit der Radverkleidung ein Teil bilden. Die Kabinenhauben für die unterschiedlichen Varianten sind glasklar gespritzt.
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Aber trotz aller Schönheit lassen wir uns nicht gleich
blenden. Bei der Recherche im Internet haben unsere tschechischen Modellfreunde den Kit in diversen Foren schon genau seziert. Es ist ja
für die meisten Tschechen das nationale Flugzeugdenkmal, diese B.534. Und so bleibt es nicht aus, dass die Diskussionen dort sehr emotional
geführt werden. Und irgend etwas ist immer. So stellt sich heraus, das Rumpfhinterteil ist wohl 2 mm zu lang, die Triebwerkabdeckung oben
leicht unstimmig und die Flügelstruktur mit den aufgesetzten Rippenbändern zu prägnant. Ich selber habe das jetzt nicht nachgemessen. Es
liegt an jedem von uns selbst, ob er diese Differenzen fatal findet oder ob man damit leben kann.
Was diesen speziellen Bausatz preislich nach oben zieht, das sind ja nicht diese paar Spritzteile. Es ist vor allem die auf Glanzpapier
gedruckte Bauanleitung, eine 32-seitige Bemalungsanleitung A4 in der gleichen Qualität und letztlich diese Typendokumentation mit 64
Seiten Umfang. Dabei wird speziell auf alle diese Typen und Bemalungen eingegangen, die man mit diesem Kit bauen kann. Schade ist nur,
der Text ist durchweg auf Tschechisch. Eine Ausgabe in Englisch wäre da durchaus wünschenswert. |
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Für jedes Modell gibt es eine Ätzteilplatine. Das Beste und Auffälligste daran sind die Verspannungen für die Tragflächen. Auch die
Methode der Anbringung ist interessant. Dabei müssen zur Vorbereitung jede Menge 0,3mm Löcher gebohrt werden, in die dann Befestigungsösen
eingeklebt werden. Die Spanndrähte werden dann nur noch durch die Ösen gefädelt und umgebogen. Wie das funktioniert, das wird die
Praxis zeigen. Eine weitere Ätzteilplatine ist farbig bedruckt und enthält die Gerätebretter, die Seitenruderpedale und das nötige
Gurtzeug für die Sitze.
In die 12-seitige Bauanleitung muss man sich schon ein wenig einlesen, da nicht jede Variante die gleichen Bauteile hat. Bei den Farben
orientiert man sich an Aqueous und Mr. Color. Um die Bemalung zu erleichtern gibt es noch einen Maskierbogen. Bei den Bemalungsvarianten
hat man es schwer, sich aus einem Angebotskatalog mit 31 Modellvarianten für ein Modell zu entscheiden. Aber man kann ja vier Modelle
bauen und trotzdem bleiben Decals übrig.
Die Modelle
Und genau das war wohl auch der Grund, warum es nicht bei den vier Modellen aus der Royal Class Box geblieben ist. Es gab einfach zu viele
Möglichkeiten. Zudem versprach der Bausatz einen recht problemlosen Zusammenbau. Im April 2016 war es dann soweit. Im Rahmen der Ausstellung in
Fürstenfeldbruck präsentierten wir unser Gemeinschaftsprojekt. Just an jenem Ort, an dem genau ein Jahr zuvor der Bausatz aufgeteilt wurde.
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Aus den ursprünglich vier Modellbauern sind fünf und aus den vier avisierten Modellen ganze neun geworden. Durch die Vielzahl der im Bausatz enthaltenen
Decalvarianten war es auch ein Leichtes die Modelle zu verteilen. Es konnte also jeder sein Wunschmodell bauen.
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Da es zukünftig wahrscheinlich weitere Versionen dieses Bausatzes geben wird, kann man davon ausgehen, dass es nicht bei den bisher fertiggestellten Modellen bleibt.
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"Last but not least" - die Modelle im Einzelnen: |
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Avia B.534 4. Serie Polizeifliegerkräfte Hradec Kralove, Tschechoslowakei Sommer 1937 |
Bernhard Pethe |
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Avia B.534 4. Serie Slowakischer Nationalaufstand Tri Duby von August bis September 1944 |
Jörg Schlegel |
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Avia B.534 4. Serie 7./LLG 1 Ostfront Winter 1942/1943 |
Jörg Schlegel |
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AVIA B.534 4. Serie HA-VAB Ungarn ca. 1943 |
Axel Fischer |
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Avia B.534 3. Serie Slowakische Luftwaffe Flugschule 1939 - 1941 |
Uli Naumann |
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Avia B.534 3. Serie 2. Jagdfliegerregiment Olomouc, Tschechoslowakei Mai 1937 - März 1939 |
Kai Röther |
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Avia B.534 4. Serie B.534.204 IV. Internationales Flugmeeting 1937 Zürich |
Axel Fischer |
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Avia B.534 4. Serie "DOGAN" Bulgarische Luftwaffe 2. Schlachtflieger Regiment Herbst 1944 |
Axel Fischer |
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Avia B.534 3. Serie FFS A/B 24 Olomouc, Protektorat Böhmen und Mähren September 1941 |
Axel Fischer |
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Avia B.534 3. Serie Slowakischer Nationalaufstand Kombinierte Staffel September 1944 |
Lutz Scramm |
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